15.07.2012 um 20:46 Uhr kleinezeitung.at
Ungarischer NS-Kriegsverbrecher angeblich entdeckt

Der mutmaßliche Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatary ist nach Informationen des Simon-Wiesenthal-Zentrums aufgespürt worden. Demnach wurde der 97-Jährige von der britischen Boulevard-Zeitung "The Sun" in der ungarischen Hauptstadt Budapest fotografiert und gefilmt. Csatary soll für die Deportation von 15.700 Juden in das Vernichtungslager Auschwitz mitverantwortlich sein.

Die Informationen über Csatary wurden vom Dirketor des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff, veröffentlicht. Zuroff sagte, die "Sun" habe sich bei ihren Recherchen auf Informationen gestützt, die vom Wiesenthal-Zentrum im September 2011 herausgegeben wurden. Damals habe ein Informant, dem inzwischen eine Belohnung von 25.000 Euro gezahlt worden sei, es ermöglicht, den Aufenthaltsort Csatarys zu bestimmen.

Das Wiesenthal-Zentrum übergab seine Informationen laut Zuroff auch der Staatsanwaltschaft in Budapest. Vize-Staatsanwalt Jenö Varga konnte am Sonntag zu dem Fall keine Einzelheiten mitteilen. Er sagte lediglich, eine "Untersuchung" sei im Gange, die Staatsanwaltschaft werte die "eingegangenen Informationen aus".

Während des Zweiten Weltkrieges hatte Csatary als Kommandant den Befehl über ein Sammellager in Kassa, in der heutigen Slowakei. Zudem soll er für seinen "Sadismus" bekannt gewesen sein. Csatary leugnete die ihm gegenüber vorgebrachten Anschuldigungen, zitiert die Ungarische Nachrichtenagentur MTI.

Csatary war 1945 in der damaligen Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Er lebte jahrzehntelang in Kanada. 1995 wurde die Vergangenheit von Csatary in Kanada aufgedeckt, und er verlor seine kanadische Staatsbürgerschaft. Damals floh Csatary und tauchte 15 Jahre lang unter.

Laut "The Sun" wohnt Csatary in einem eleganten Budapester Viertel. Er habe bei der kurzen Begegnung jegliche Schuld von sich gewiesen. Beobachtungen hätten ergeben, dass Csatary ein "normales Alltagsleben" führe, mit Spaziergängen oder Einkäufen. In die gegenwärtige Wohnung sei er erst vor wenigen Wochen gezogen. Am Tor würde auf seiner Klingel der Name "Smith" stehen, während der Briefkasten den Namen Csatary trage.

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