Das gegen den mutmaßlichen ungarischen Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatary
verhängte Todesurteil ist im Archiv der slowakischen Hauptstadt
Bratislava entdeckt worden, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur
MTI gestern. Am 8. Juni 1948 hatte das Volksgericht im damals
tschechoslowakischen Kosice Csatary in Abwesenheit zum Tode
verurteilt und ihn enteignet.
Mit dem Auffinden des Todesurteils wird der Weg frei, Csatary in der Slowakei
vor Gericht zu stellen.
Unter Hausarrest in Budapest
Der 97-jährige wurde am 18. Juli in Budapest festgenommen,
wo er rund 15 Jahre unbehelligt gelebt hatte. Die ungarische
Staatsanwaltschaft hatte erst nach jahrelangem Drängen
des Simon-Wiesenthal-Zentrums gehandelt. Csatary wurde
unter Hausarrest gestellt.
Aus den Akten des zum slowakischen
Institut für Nationales Gedenken (UPN) gehörenden Archivs
in Bratislava geht hervor, dass Csatary damals „ein hoher
politischer Beamter und Politoffizier“ der Polizeidirektion
von Kosice war, zitierte MTI den slowakischen Historiker
Zoltan Balassa.
Der Akt Csatary beinhalte weiter seinen
Haftbefehl vom 16. März 1948, die Personenbeschreibung und
Zeugenaussagen. Nach diesen Aussagen habe Csatary die ihm
unterstellten Wachposten angewiesen, gnadenlos gegen die
Juden im Ghetto sowie im Sammellager von Kosice vorzugehen.
Csatary sei ein „Sadist“ gewesen, er habe auch „persönlich
an Folterungen und Demütigungen teilgenommen“.
Gerichtstermin verschoben
Der für gestern anberaumte Gerichtstermin gegen den mutmaßlichen
Nazi-Schergen wurde ohne Angabe von Gründen kurzfristig
verschoben. Laut Csatary-Anwalt Gabor Horvath solle die
Anhörung erst kommende Woche stattfinden. Am Mittwoch hatte
die jüdische Gemeinde der Slowakei gefordert, Csatary in
der Slowakei den Prozess zu machen. orf.at
|