Publiziert am 27.07.2012 orf.at
Wichtiges Urteil gegen Nazi-Schergen Csatary entdeckt

Das gegen den mutmaßlichen ungarischen Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatary verhängte Todesurteil ist im Archiv der slowakischen Hauptstadt Bratislava entdeckt worden, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI gestern. Am 8. Juni 1948 hatte das Volksgericht im damals tschechoslowakischen Kosice Csatary in Abwesenheit zum Tode verurteilt und ihn enteignet.

Mit dem Auffinden des Todesurteils wird der Weg frei, Csatary in der Slowakei vor Gericht zu stellen.

Unter Hausarrest in Budapest
Der 97-jährige wurde am 18. Juli in Budapest festgenommen, wo er rund 15 Jahre unbehelligt gelebt hatte. Die ungarische Staatsanwaltschaft hatte erst nach jahrelangem Drängen des Simon-Wiesenthal-Zentrums gehandelt. Csatary wurde unter Hausarrest gestellt.

Aus den Akten des zum slowakischen Institut für Nationales Gedenken (UPN) gehörenden Archivs in Bratislava geht hervor, dass Csatary damals „ein hoher politischer Beamter und Politoffizier“ der Polizeidirektion von Kosice war, zitierte MTI den slowakischen Historiker Zoltan Balassa.

Der Akt Csatary beinhalte weiter seinen Haftbefehl vom 16. März 1948, die Personenbeschreibung und Zeugenaussagen. Nach diesen Aussagen habe Csatary die ihm unterstellten Wachposten angewiesen, gnadenlos gegen die Juden im Ghetto sowie im Sammellager von Kosice vorzugehen. Csatary sei ein „Sadist“ gewesen, er habe auch „persönlich an Folterungen und Demütigungen teilgenommen“.

Gerichtstermin verschoben
Der für gestern anberaumte Gerichtstermin gegen den mutmaßlichen Nazi-Schergen wurde ohne Angabe von Gründen kurzfristig verschoben. Laut Csatary-Anwalt Gabor Horvath solle die Anhörung erst kommende Woche stattfinden. Am Mittwoch hatte die jüdische Gemeinde der Slowakei gefordert, Csatary in der Slowakei den Prozess zu machen.

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