19. Juni 2013 tachles.ch
Anklageerhebung gegen Laszlo Csatary

Ungarische Staatsanwälte erhoben am Dienstag Anklage gegen den ehemaligen Polizeioffizier Laszlo Csatary, 98, während des Zweiten Weltkriegs Juden missbraucht und bei ihrer Deportation in Nazi-Todeslager assistiert zu haben. Csatary, der die Anklagepunkte zurückweist, ist von den ungarischen Behören im Juli 2012 verhaftet worden, nachdem sein Fall durch das Simon-Wiesenthal-Zentrum publik gemacht worden war. Die Anklageerhebung vom Dienstag durch die Budapester Staatsanwaltschaft behauptet, Csatary sei 1944 der Chef eines Internierungslagers für Juden in Kosice, einer slowakischen Stadt und damals Teil von Ungarn, gewesen. Er soll die Juden mit seiner blossen Hand und einer Hundpeitsche geschlagen haben. Laut Bettina Bagoly, einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft, dürfte Csatarys Prozess in etwa drei Monaten beginnen. «Ihm wird die gesetzeswidrige Ausführung des Quälens von Menschen vorgeworfen», sagte die Sprecherin. «Damit hat er Kriegsverbrechen teilweise als Schuldiger, und teilweise als Komplize begangen.» Nazi-Jäger des Wiesenthal-Zentrums haben letztes Jahr Csataryals den am meistgesuchten Verdächtigten für die Verübung von Kriegsverbrechen genannt. Efraim Zuroff, der Leiter des Zentrums, hat Csatary die letzten 15 Jahre verfolgt. Die von ihm geleitete «Operation: Last Chance», welche bestrebt ist, die letzten noch lebenden ehemaligen Nazis aufzuspüren, erbrachte die nötigen Informationen über Csatary. Demzufolge ist der Mann verantwortlich, als Polizeichef von Kosice im Frühling 1944 die Deportation von fast 16000 Juden nach Auschwitz veranlasst zu haben. Die Information beschreibt Csatary als Sadisten, dem es Freude bereitet habe, Juden physisch zu missbrauchen. Ferner hält das Wiesenthal-Zentrum ihn verantwortlich für die Deportation von rund 300 Juden aus Kosice ins ukrainische Kamianets-Podilskyi im Sommer 1941. Die meisten dieser Menschen sind später ermordet worden. Nach Kriegsende floh Csatary aus Kosice und wurde 1948 im Abwesenheitsverfahren für Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt. Csatary lebte unter falschem Namen in Toronto und Montreal, wo er aber erst 1997 entdeckt wurde. Kurz nach der Aberkennung seiner Staatsbürgerschaft floh Csatary aus Kanada und wurde erst letztes Jahr in Budapest ausfindig gemacht.

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