16.03.2012 baltische-rundschau.eu
Veteranenmarsch ohne Zwischenfälle beendet

Riga/BR. Der Aufmarsch der lettischen Waffen-SS Veteranen endete ohne größere Zwischenfälle. Nahezu 300 Legionäre, Seima-Mitglieder und Bürger sammelten sich am Morgen in die Rigaer Domkirche, wo Erzbischof Jānis Vanags einen Gottesdienst hielt. Dabei waren unter anderem Raivis Dzintars, Jānis Dombrava, Inara Mūrniece, Kārlis Kresliņš, Dzintars Rasnačs, Inese Laizāne, Vineta Poriņa, Dzintars Kudums und Ilmārs Latkovskis. Aus der Stadtverwaltung Riga nahm Jānis Atis Krūmiņš an der Gottesdienst teil. Die Legionäre wurden von traditionsgemäß von jungen Leuten, die Fahnen trugen, begrüßt.

Danach zogen etwa 1500 Menschen bei dem umstrittenen Aufmarsch durch die Riga zum Freiheitsdenkmal, um dort Blumen niederzulegen. Paradeteilnehmer sangen patriotische Lieder und trugen gegen das Okkupationsregime gerichteten Plakate.

Nach Angaben estnischen Medien hat die Polizei drei Teilnehmer wegen aggressiven Verhaltens und dem Tragen verbotener Symbole festgenommen. Begleitet wurde die Parade von einigen Dutzend Gegendemonstranten.

Seit der Unabhängigkeit Lettlands 1991 gedenken Veteranen der Lettischen Legion jedes Jahr am 16. März einer Schlacht gegen die Rote Armee 1944, bei der die Truppe vergeblich versuchte, den Vormarsch der Sowjettruppen aufzuhalten.

Kritiker sehen in der Aktion eine Verherrlichung des Nationalsozialismus. Für viele Letten hingegen sind die SS-Veteranen Freiheitskämpfer.

Die russische Minderheit und die jüdische Gemeinde kritisieren die Gedenkfeier, da die Lettische Legion Teil der deutschen Waffen-SS war. Der Präsident des europäischen Judenparlaments, Joel Rubinfeld, drohte laut Internetportal Delfi, den Staatsoberhaupts Andris Bērziņš « mit dem Gericht der Geschichte »: „Es ist nicht zu ertragen, dass so was in der Mitte eines europäischen Hauptstadt passiert“. Die Veteranen dagegen betonen, dass der 1943 gegründete Truppenverband ihre Heimat gegen die erneute Besetzung durch die Russen verteidigte.

Ein Gericht hatte die Veranstaltung wie in den Vorjahren erst am Vorabend erlaubt, nachdem die Stadt den Gedenkmarsch wegen Gefahren für die öffentliche Sicherheit zunächst verboten hatte.

Der lettische Präsident Bērziņš hatte den Marsch verteidigt und seinen Respekt vor den Veteranen bekundet. “Es haben so viele Menschen ihr Leben für die Zukunft Lettlands verloren. Ich sehe keinen Grund, dies zu leugnen”, verteidigte Bērziņš die Kundgebung. Es sei verrückt, die Veteranen als Kriminelle zu bezeichnen, sagte Staatsoberhaupt.

Konferenz, um rechtsradikale Problematik im Baltikum zu diskutieren

Die Vereinigung gegen Nazis hat parallel zu der Marsch ein Konferenz im FG Royal Hotel durchgeführt, wo auch der Direktor der Simon Wiesenthal-Zentrale, Efraim Zuroff teilgenommen hat. Der Vorsitzender der Vereinigung, Jānis Kuzins sagte dem lettische Delfi, dass an der Debatte 50 Experten aus Lettland und anderen Staaten teil nehmen, um die rechtsradikale Problematik zu diskutieren. Dabei sind der Vorsitzender des antifaschistischen Komitees, Iosifs Korens, der frühere Abgeordnete der Saiema, Miroslavs Mitrofanovs, die Mitglieder des Europäischen Parlaments Helmut Scholz, Tilla Janson und Tatjana Ždanoka, aber auch die früheren Kongressmitglieder aus den USA, Leonid Bard und Alex Brook. An der Konferenz nehmen auch die Mitglieder der jüdischen Gemeinde der Vereinigten Staaten Masha Grishina, Leora Kaufman, Leonid Nemirovski und Philosophieprofessor aus der Universität Sussex (Großbritannien), Monica Lowenberg teil.

baltische-rundschau.eu