Riga/BR. Der Aufmarsch der lettischen Waffen-SS Veteranen
endete ohne größere Zwischenfälle. Nahezu 300 Legionäre,
Seima-Mitglieder und Bürger sammelten sich am Morgen in
die Rigaer Domkirche, wo Erzbischof Jānis Vanags einen
Gottesdienst hielt. Dabei waren unter anderem Raivis Dzintars,
Jānis Dombrava, Inara Mūrniece, Kārlis Kresliņš, Dzintars
Rasnačs, Inese Laizāne, Vineta Poriņa, Dzintars Kudums
und Ilmārs Latkovskis. Aus der Stadtverwaltung Riga nahm
Jānis Atis Krūmiņš an der Gottesdienst teil. Die Legionäre
wurden von traditionsgemäß von jungen Leuten, die Fahnen
trugen, begrüßt.
Danach zogen etwa 1500 Menschen bei dem umstrittenen Aufmarsch durch die Riga
zum Freiheitsdenkmal, um dort Blumen niederzulegen. Paradeteilnehmer
sangen patriotische Lieder und trugen gegen das Okkupationsregime
gerichteten Plakate.
Nach Angaben estnischen Medien hat
die Polizei drei Teilnehmer wegen aggressiven Verhaltens
und dem Tragen verbotener Symbole festgenommen. Begleitet
wurde die Parade von einigen Dutzend Gegendemonstranten.
Seit der Unabhängigkeit Lettlands
1991 gedenken Veteranen der Lettischen Legion jedes Jahr
am 16. März einer Schlacht gegen die Rote Armee 1944, bei
der die Truppe vergeblich versuchte, den Vormarsch der Sowjettruppen
aufzuhalten.
Kritiker sehen in der Aktion eine
Verherrlichung des Nationalsozialismus. Für viele Letten
hingegen sind die SS-Veteranen Freiheitskämpfer.
Die russische Minderheit und die jüdische
Gemeinde kritisieren die Gedenkfeier, da die Lettische Legion
Teil der deutschen Waffen-SS war. Der Präsident des europäischen
Judenparlaments, Joel Rubinfeld, drohte laut Internetportal
Delfi, den Staatsoberhaupts Andris Bērziņš « mit dem Gericht
der Geschichte »: „Es ist nicht zu ertragen, dass so was
in der Mitte eines europäischen Hauptstadt passiert“. Die
Veteranen dagegen betonen, dass der 1943 gegründete Truppenverband
ihre Heimat gegen die erneute Besetzung durch die Russen
verteidigte.
Ein Gericht hatte die Veranstaltung
wie in den Vorjahren erst am Vorabend erlaubt, nachdem die
Stadt den Gedenkmarsch wegen Gefahren für die öffentliche
Sicherheit zunächst verboten hatte.
Der lettische Präsident Bērziņš hatte
den Marsch verteidigt und seinen Respekt vor den Veteranen
bekundet. “Es haben so viele Menschen ihr Leben für die Zukunft
Lettlands verloren. Ich sehe keinen Grund, dies zu leugnen”,
verteidigte Bērziņš die Kundgebung. Es sei verrückt, die
Veteranen als Kriminelle zu bezeichnen, sagte Staatsoberhaupt.
Konferenz, um rechtsradikale Problematik
im Baltikum zu diskutieren
Die Vereinigung gegen Nazis hat parallel
zu der Marsch ein Konferenz im FG Royal Hotel durchgeführt,
wo auch der Direktor der Simon Wiesenthal-Zentrale, Efraim
Zuroff teilgenommen hat. Der Vorsitzender der Vereinigung,
Jānis Kuzins sagte dem lettische Delfi, dass an der Debatte
50 Experten aus Lettland und anderen Staaten teil nehmen,
um die rechtsradikale Problematik zu diskutieren. Dabei sind
der Vorsitzender des antifaschistischen Komitees, Iosifs
Korens, der frühere Abgeordnete der Saiema, Miroslavs Mitrofanovs,
die Mitglieder des Europäischen Parlaments Helmut Scholz,
Tilla Janson und Tatjana Ždanoka, aber auch die früheren
Kongressmitglieder aus den USA, Leonid Bard und Alex Brook.
An der Konferenz nehmen auch die Mitglieder der jüdischen
Gemeinde der Vereinigten Staaten Masha Grishina, Leora Kaufman,
Leonid Nemirovski und Philosophieprofessor aus der Universität
Sussex (Großbritannien), Monica Lowenberg teil. baltische-rundschau.eu
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