16.03.2015 14:41 Uhr mz-web.de
Veteranen der Waffen-SS halten Parade ab

Im Zweiten Weltkrieg kämpften sie als Mitglieder der deutschen Waffen-SS gegen die Rote Armee: In Lettland sind 1500 Veteranen durch Riga marschiert. Die jüdische Gemeinde und die russische Minderheit haben die jährliche Parade scharf kritisiert.

Riga
In Lettland haben Veteranen einer Einheit der deutschen Waffen-SS unter massivem Polizeischutz ihre jährliche Parade abgehalten. Rund 1500 Menschen zogen nach Polizeiangaben am Montag durch die lettische Hauptstadt Riga. Der Aufmarsch wird der von der jüdischen Gemeinde sowie von Russland und der russischsprachigen Minderheit in Lettland scharf kritisiert.

An der Parade nahmen die letzten Überlebenden der 140.000 Letten teil, die im Zweiten Weltkrieg in der Waffen-SS gegen die Rote Armee gekämpft hatten. Festnahmen gab es nach Polizeiangaben zunächst nicht. Gegendemonstranten hatten sich mit der Polizei darauf geeinigt, erst nach dem Ende der Parade gegen den Faschismus zu demonstrieren.

"Eine große Lüge"

Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Zentrum zur Verfolgung von Nazitätern sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Parade sei „eine große Lüge“ und eine „Verzerrung der Geschichte“. Seit der Unabhängigkeit Lettlands 1991 gedenken Veteranen der Lettischen Legion jedes Jahr am 16. März einer Schlacht gegen die Rote Armee 1944, bei der die Legion vergeblich versuchte, den Vormarsch der Sowjettruppen aufzuhalten.

Die russische Minderheit und die jüdische Gemeinde kritisieren die Gedenkfeier, da die Lettische Legion Teil der deutschen Waffen-SS war. Die Veteranen dagegen betonen, dass der 1943 gegründete Truppenverband ihre Heimat gegen die erneute Besetzung durch die Russen verteidigte.

70.000 Juden ermordet

Die Sowjetunion hatte Lettland 1939 im Zuge des Hitler-Stalin-Pakts besetzt, mit dem Osteuropa zwischen Berlin und Moskau aufgeteilt wurde. Rund 15.000 Letten wurden nach Sibirien deportiert. Als deutsche Truppen im Zuge des Einmarschs in die Sowjetunion 1941 auch Lettland eroberten, wurde die Wehrmacht von Teilen der Bevölkerung als Befreier gefeiert.

Die deutschen Besatzer ermordeten jedoch 70.000 der 85.000 Juden des Landes. Im Oktober 1944 eroberte die Rote Armee Riga zurück. Bis 1991 blieb Lettland Teil der Sowjetunion.

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