Bei
Kundgebungen anlässlich des inoffiziellen "Tages der Legion" der lettischen Waffen-SS hat die Polizei am Dienstag in Riga mehrere Personen
festgenommen. Zwei mutmaßliche Rechtsextremisten wurden vor
dem Dom erwischt, wo sie antisemitische Parolen gerufen hatten.
Mindestens fünf weitere Personen wurden beim Freiheitsdenkmal
festgenommen, wo sich Gegendemonstranten eingefunden hatten.
Bereits am Vortag war der estnisch-russische Pro-Kreml-Aktivist Mark Sirik am
Rigaer Bahnhof festgenommen worden. Er war offenbar zu einer
der Gegenveranstaltungen unterwegs und wartet in Schubhaft
auf seine Ausweisung. Die Polizei war mit einem Großaufgebot
präsent. Unter den Beamten befanden sich auch Angehörige
einer Sondereinheit.
An dem Gedenkmarsch für die SS-Veteranen
beteiligten sich nach Schätzungen der Polizei rund 1.000
Personen. Unter den Gegendemonstranten befand sich der Direktor
des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff.
Dieser nahm am Vortag an einer Konferenz zum Thema Holocaust
in Riga teil.
Die Stadtverwaltung von Riga hatte,
wie schon vergangenes Jahr, den seit der Unabhängigkeit Lettlands
1991 traditionellen Aufmarsch sowie geplante Gegendemonstrationen
untersagt. Das Verbot wurde von einem Verwaltungsgericht
jedoch in letzter Minute aufgehoben. Bürgermeister Nils Usakovs
rief vergeblich dazu auf, den Gedenktag zu ignorieren.
Der Aufmarsch hat in der Vergangenheit
immer wieder für internationale Kritik gesorgt und zu Zusammenstößen
zwischen lettischen Nationalisten und Gegendemonstranten
geführt. Vor allem russischsprachige Letten sehen in dem
Gedenken an die ehemaligen SS-Soldaten einen Affront. Das
offizielle Lettland sieht die Angehörigen der baltischen
Waffen-SS-Verbände dagegen großteils als Helden an, die bis
zuletzt versuchten, ihre Heimat vor der Okkupation durch
die Sowjetunion zu retten.
volksblatt.posimis.com
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