16.03.2010 volksblatt.posimis.com
Waffen-SS-Aufmarsch in Riga ruhig verlaufen

Bei Kundgebungen anlässlich des inoffiziellen "Tages der Legion" der lettischen Waffen-SS hat die Polizei am Dienstag in Riga mehrere Personen festgenommen. Zwei mutmaßliche Rechtsextremisten wurden vor dem Dom erwischt, wo sie antisemitische Parolen gerufen hatten. Mindestens fünf weitere Personen wurden beim Freiheitsdenkmal festgenommen, wo sich Gegendemonstranten eingefunden hatten.

Bereits am Vortag war der estnisch-russische Pro-Kreml-Aktivist Mark Sirik am Rigaer Bahnhof festgenommen worden. Er war offenbar zu einer der Gegenveranstaltungen unterwegs und wartet in Schubhaft auf seine Ausweisung. Die Polizei war mit einem Großaufgebot präsent. Unter den Beamten befanden sich auch Angehörige einer Sondereinheit.

An dem Gedenkmarsch für die SS-Veteranen beteiligten sich nach Schätzungen der Polizei rund 1.000 Personen. Unter den Gegendemonstranten befand sich der Direktor des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff. Dieser nahm am Vortag an einer Konferenz zum Thema Holocaust in Riga teil.

Die Stadtverwaltung von Riga hatte, wie schon vergangenes Jahr, den seit der Unabhängigkeit Lettlands 1991 traditionellen Aufmarsch sowie geplante Gegendemonstrationen untersagt. Das Verbot wurde von einem Verwaltungsgericht jedoch in letzter Minute aufgehoben. Bürgermeister Nils Usakovs rief vergeblich dazu auf, den Gedenktag zu ignorieren.

Der Aufmarsch hat in der Vergangenheit immer wieder für internationale Kritik gesorgt und zu Zusammenstößen zwischen lettischen Nationalisten und Gegendemonstranten geführt. Vor allem russischsprachige Letten sehen in dem Gedenken an die ehemaligen SS-Soldaten einen Affront. Das offizielle Lettland sieht die Angehörigen der baltischen Waffen-SS-Verbände dagegen großteils als Helden an, die bis zuletzt versuchten, ihre Heimat vor der Okkupation durch die Sowjetunion zu retten.

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