Ein
Marsch von Veteranen der Waffen-SS in der lettischen Hauptstadt
Riga könnte zum Problem werden für David Cameron, den Chef
der britischen Konservativen.
Der Umzug am Dienstag war in Lettland und Russland umstritten. Dutzende Gegner
protestierten gegen den Zug durch die Altstadt. Sie forderten
auf Plakaten den Stopp des Marsches und erinnerten an die
Gräueltaten der Nationalsozialisten im besetzten Lettland.
Ein Gericht hatte den Aufmarsch und eine Gegendemonstration
am Montag genehmigt.
У входа встали с флагами литовские
и эстонские неонацисты, решившие поддержать латышских коллег.
Правда, двоих таких быстро повязали полицейские, поскольку
те устроили прямо–таки пикет. Один развернул плакат "Еврей, это латвийское государство!", второй — "Еврейские проститутки, закройте пасть!"
Am 16. März 1944 hatte die lettische Legion der Waffen-SS am Welikaja-Fluss gegen
die sowjetische Armee gekämpft. 1998 erklärte das lettische
Parlament den 16. März zum Gedenktag, zwei Jahre später strich
es ihn wieder. Für viele Veteranen ist das Datum weiterhin
ein informeller Feiertag. Letztes Jahr war der Marsch verboten
worden.
Kritik von Juden und Russen
Rund 140 000 Letten hatten im Zweiten
Weltkrieg auf Seiten Deutschlands gekämpft. Die Veteranen
und ihre Anhänger erklären, sie seien keine Nazis. Ihr Ziel
sei die Befreiung Lettlands vom sowjetischen Joch gewesen.
Ein 86-jähriger Veteran erklärte gegenüber dem britischen
«Independent», Letten seien zum Dienst in der «regulären»
Wehrmacht nicht zugelassen gewesen, sie hätten nur in den
«Legionen» der Waffen-SS kämpfen dürfen.
Viele Veteranen betonen, sie hätten
sich nicht an Massakern an Juden beteiligt. Dies wird von
Historikern bestritten. Efraim Zuroff, Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums,
betonte am Rand der Kundgebung, der Gedenktag sei «ein Versuch,
die Geschichte umzuschreiben». Auch Moskau und die russische
Minderheit in Lettland betrachten die Parade als Affront
und werfen den Veteranen vor, Nazi-Deutschland zu glorifizieren.
«Es ist ziemlich schwierig, sich als Helden zu bezeichnen,
wenn man für die Nazis gekämpft hat», sagt Nils Usakovs,
der russischstämmige Bürgermeister von Riga.
Camerons problematische Alliierte
Der SS-Marsch könnte Auswirkungen
bis nach Grossbritannien haben. Denn zu den Mitorganisatoren
gehörte die Lettische Vaterlands- und Freiheitspartei (LNNK).
Sie sitzt im Europaparlament in der gleichen Fraktion wie
die britischen Konservativen. Parteichef David Cameron hatte
die Tories nach der Europawahl im letzten Sommer aus der
konservativen Fraktion geführt und eine Gemeinschaft mit
rechtsnationalen Parteien gebildet, um die EU-feindliche
Basis seiner Partei zufrieden zu stellen.
Die politische Allianz mit einer Partei,
die sich im Dunstkreis von SS-Kämpfern bewegt, könnte für
Cameron im Hinblick auf die bald stattfindenden Unterhaus-Wahlen
zum Problem werden. Der jüdische Aussenminister David Miliband,
der Angehörige im Holocaust verloren hat, bezeichnete die
Fraktionsgemeinschaft der Tories mit der LNNK als «ekelerregend».
Ein Sprecher der Konservativen versuchte gegenüber der «Times»
zu beschwichtigen. An der Kundgebung hätten «Vertreter der
meisten lettischen Parteien» teilgenommen.
20min.ch
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