26. Januar 2008, 04:00 Uhr welt.de
  Neue Ermittlungen gegen ehemalige KZ-Aufseherin  
 


Erna Wallisch ist 85 Jahre alt und lebt bei Wien
Wien - Die Wiener Staatsanwaltschaft hat neue Ermittlungen gegen eine in Wien lebende ehemalige Aufseherin eines Konzentrationslager der Nationalsozialisten eingeleitet. Die Wiener Staatsanwaltschaft bestätigte dem Radiosender Radio Wien am Freitag, dass das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN) im Fall Erna Wallisch (85) neues Belastungsmaterial geliefert habe. Die 1922 geborene Tochter eines Postbeamten aus Thüringen war vom Oktober 1942 bis zum Januar 1944 Aufseherin in den Konzentrationslagern Majdanek und Ravensbrück. Sie lebt heute in der Nähe der österreichischen Hauptstadt.Das neue Beweismaterial könnte ausreichen, ein früheres Verfahren wieder neu aufzurollen. Es sei "wieder einmal ein Kampf gegen die Zeit", sagte Justizsprecher Gerhard Jarosch im Hinblick auf das Aller der Beschuldigten. In den 70er Jahren hatte es bereits ein Verfahren gegen Erna Wallisch in Österreich gegeben. Zur Anklage kam es aber nicht, weil die vorgelegten Beweise für eine direkte Beteiligung an einer Tötungshandlung nicht ausreichten. Alle anderen Delikte der Frau waren nach österreichischem Recht bereits verjährt.Nach Information des Simon Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem galt Wallisch in den Konzentrationslagern als besonders grausam. Auf einer Liste des Dokumentationszentrums wird sie als NS-Verbrecherin geführt. Überlebende der KZ Ravensbrück und Majdanek beschrieben sie als Sadistin, die Opfer selektierte und in den Tod führte. Im Februar 2006 hatte der israelische Nazi-Jäger Efraim Zuroff an die polnische Regierung appelliert, sich um die Auslieferung von Wallisch zu bemühen, weil das polnische Gesetz keine Verjährung für Kriegsverbrechen vorsieht - ein Prozess dort also möglich wäre.

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