29.Januar 2008 | 13:30 Uhr bild.t-online.de
  War sie Hitlers gnadenlose KZ-Hexe?
Neue Ermittlungen nach 64 Jahren! Nazi-Jäger wollen ihr den Prozess machen
Von KATJA STUMPP
 
 


Tel Aviv/Wien – Auf der Liste der schlimmsten noch lebenden Nazis steht sie auf Platz vier.

Und doch lebt Erna Wallisch (85) seit Jahrzehnten unbehelligt in Wien. Jetzt wurden die Ermittlungen gegen sie wieder aufgenommen.

Der Vorwurf: Wallisch war Hitlers gnadenlose KZ-Hexe!

„Diese Frau hat am Massenmord teilgenommen. Sie hat Blut an ihren Händen“, sagt Efraim Zuroff (59) vom Simon-Wiesenthal-Zentrum zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Jerusalem.

Wallisch, gebürtige Thüringerin, war vom Oktober 1942 bis zum Januar 1944 Wärterin in den KZs Ravensbrück und Majdanek (Polen). Nazi-Jäger Zuroff: „Eine Überlebende beschrieb sie als besonders grausam.“

Demnach selektierte sie Gefangene, brachte sie in die Gaskammern, soll Menschen eigenhändig totgeschlagen haben.

In den 70er-Jahren gab es in Österreich ein Verfahren. Zur Anklage kam es nicht. Eine Beteiligung am Töten konnte ihr nicht nachgewiesen werden, andere Delikte galten als verjährt. Wallisch selbst will „kaum Kontakt mit Häftlingen gehabt haben“.

Doch Zuroff hat nach eigenen Angaben Informationen darüber, dass Wallisch bei Vernehmungen ihre Beteiligung am Massenmord gestanden hatte.

Der Nazi-Jäger ermittelte weiter – und fand nun in Polen fünf neue Zeugen. Fünf Frauen, die bereit sind, gegen Wallisch auszusagen: „Ich hoffe, ihre Aussagen reichen für eine Anklage.“

Gerhard Jarosch (39), Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, bestätigt gegenüber BILD die neuen Ermittlungen: „Die Zeugenaussagen werden geprüft. Danach sehen wir, welche weiteren Maßnahmen wir einleiten können.“

bild.t-online.de