23.05.2008 | 15:58 |
diepresse.com
Mitglieder von SS-Brigade sollen verfolgt werden

Das polnische Institut für das nationale Gedächtnis will die noch lebenden Mitglieder der SS-Brigade von Oskar Dirlewanger verfolgen. Die Staatsanwälte des IPN würden bei den Amtskollegen in Deutschland um Rechtshilfe ersuchen, sagte Dariusz Gabrel, Leiter der IPN-Kommission für Verbrechen gegen die polnische Nation.

Vor wenigen Tagen hatte das Österreichische Rote Kreuz dem Museum für den Warschauer Aufstand Karteikarten mit mehr als 70 Namen und Adressen von Mitgliedern der SS-Brigade Dirlewanger übergeben. Das Museum leitete diese an das IPN weiter. Die Dirlewanger-Brigade wurde bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes 1944 eingesetzt. Sie ging dabei besonders grausam vor. Vor allem im Stadtteil Wola erschoss sie tausende Frauen und Kinder.

Das IPN wolle nun erreichen, dass deutsche Staatsanwälte die noch lebenden Mitglieder der Division verhörten. "Das sind schon sehr alte Menschen, deshalb müssen wir uns beeilen", so Gabrel. Seine aktive Hilfe bei der Verfolgung der mutmaßlichen Verbrecher bot inzwischen auch das Simon-Wiesenthal-Zentrum an. Er sei in ständigem Kontakt mit dem IPN, so der Leiter des Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff. Es müsse nun ein gemeinsamer Aktionsplan erarbeitet werden.

Ziel des IPN und des Wiesenthal-Zentrums ist nicht nur die strafrechtliche Verfolgung der Mitglieder der Dirlewanger-Division. Es gehe auch darum, dass sie ihre möglichen Sonderrenten als Kriegsversehrte verlieren. Nach Informationen des Museums des Warschauer Aufstandes sind noch elf Personen derjenigen Mitglieder der Dirlewanger-Division am Leben, von denen es Karteikarten gibt. Die Soldaten hätten nach dem Krieg zum Teil Karrieren als Universitätsprofessoren oder Lokalpolitiker gemacht.

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