Das polnische Institut für das nationale Gedächtnis will
die noch lebenden Mitglieder der SS-Brigade von Oskar Dirlewanger
verfolgen. Die Staatsanwälte des IPN würden bei den Amtskollegen
in Deutschland um Rechtshilfe ersuchen, sagte Dariusz Gabrel,
Leiter der IPN-Kommission für Verbrechen gegen die polnische
Nation.
Vor wenigen Tagen hatte das Österreichische Rote Kreuz dem Museum für den Warschauer
Aufstand Karteikarten mit mehr als 70 Namen und Adressen
von Mitgliedern der SS-Brigade Dirlewanger übergeben. Das
Museum leitete diese an das IPN weiter. Die Dirlewanger-Brigade
wurde bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes 1944
eingesetzt. Sie ging dabei besonders grausam vor. Vor allem
im Stadtteil Wola erschoss sie tausende Frauen und Kinder.
Das IPN wolle nun erreichen, dass
deutsche Staatsanwälte die noch lebenden Mitglieder der Division
verhörten. "Das sind schon sehr alte Menschen, deshalb müssen wir uns beeilen", so Gabrel. Seine aktive Hilfe bei der Verfolgung der mutmaßlichen Verbrecher
bot inzwischen auch das Simon-Wiesenthal-Zentrum an. Er sei
in ständigem Kontakt mit dem IPN, so der Leiter des Wiesenthal-Zentrums,
Efraim Zuroff. Es müsse nun ein gemeinsamer Aktionsplan erarbeitet
werden.
Ziel des IPN und des Wiesenthal-Zentrums
ist nicht nur die strafrechtliche Verfolgung der Mitglieder
der Dirlewanger-Division. Es gehe auch darum, dass sie ihre
möglichen Sonderrenten als Kriegsversehrte verlieren. Nach
Informationen des Museums des Warschauer Aufstandes sind
noch elf Personen derjenigen Mitglieder der Dirlewanger-Division
am Leben, von denen es Karteikarten gibt. Die Soldaten hätten
nach dem Krieg zum Teil Karrieren als Universitätsprofessoren
oder Lokalpolitiker gemacht.
diepresse.com
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