Jerusalem
— Das mit der Aufarbeitung des Holocaust befasste Simon-Wiesenthal-Zentrum
hat Österreich und anderen Staaten "Untätigkeit" bei der Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern vorgeworfen. "Österreich, die Baltischen Staaten und die Ukraine" hätten es "stetig versäumt", Menschen zu verfolgen, die an der Vernichtung von Juden durch die Nazis beteiligt
waren, hieß es in dem Jahresbericht der Organisation. "Die Untätigkeit Österreichs ist umso schockierender, als viele NS-Kriegsverbrecher
von dort stammen", erklärte der Direktor des Jerusalemer Büros des Simon-Wiesenthal-Zentrums,
Efraim Zuroff.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum beklagte zudem eine "Kampagne" in den Baltenstaaten Estland, Lettland und Litauen, die Verbrechen der Nazizeit
mit denen der kommunistischen Ära gleichzustellen. Damit betrieben
diese Staaten "Geschichtsfälschung".
Zuroff lobte dagegen Deutschland, die USA, Italien
und Serbien für ihre Entschlossenheit bei der Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern
sowie die Entscheidung Ungarns, den früheren Offizier Sandor Kepiro
anzuklagen. Dieser muss sich ab dem 5. Mai in Budapest wegen der
Ermordung von mindestens 1200 Juden, Sinti und Roma in Serbien 1942
verantworten.
Vielen Staaten, darunter auch Syrien, mangele es am "politischen
Willen", NS-Kriegsverbrecher zu verfolgen, bemängelte das Zentrum. Auf seine Liste mit
gesuchten NS-Kriegsverbrechern setzte es drei neue Namen, darunter
Alois Brunner, dessen letzte Adresse in Syrien war. Brunner soll
Adolf Eichmann bei der Deportation zehntausender Juden unterstützt
haben.
Laut dem Wiesenthal-Zentrum sind noch immer zahlreiche
NS-Kriegsverbrecher am Leben. Viele von ihnen waren jedoch Untergebene,
die am Ende des Zweiten Weltkriegs erst etwa 20 Jahre alt waren.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum mit Sitz in Los Angeles hat mehrere
Ableger in anderen Ländern, darunter Israel. Es veröffentlichte den
Bericht anlässlich des "Tags der Shoah" am Montag, an dem Israel der sechs Millionen von den Nazis ermordeten Juden
gedenkt.
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